Immobilie am Kästeweg wird von der Gesellschaft nicht mehr genutzt – Rückgabe an Stadt vertraglich geregelt
Die Okeraner Schützen schenken der Stadt Goslar ein Haus. Oder besser: Sie übertragen ihr jenes Gebäude am Kästeweg zurück, das sie Mitte November 1999 für eine symbolische Mark gekauft haben und für das sie jetzt keine Verwendung mehr finden.
„Wir haben dort 2012 das letzte Schützenfest gefeiert“, sagt Jörg Ihde als Vorsitzender der Schützengesellschaft Oker von 1848. Und Feiern meint er im Sinne von Volksfest mit Schaustellern. Auf Sicht kommt da jedenfalls nichts mehr in dieser Richtung. „Wir sind nur noch rund 100 Mitglieder – wir können uns die Immobilie schlichtweg nicht mehr leisten“, erklärt Ihde und verweist auf anstehende notwendige Investitionen.
Mieter nur aus Verein
Nach dem Kauf hatten die Okeraner Schützen aus ihren Kreisen immer wieder Mieter, die in dem Haus unterkamen. An Vereinsfremde durfte und darf die Unterkunft nicht vergeben werden. Das ist jetzt auch vorbei. Zuletzt hatten die Okeraner 2012 mit ihrem Fest noch experimentiert und erstmals nicht zu Pfingsten, sondern drei Wochen später gefeiert. Zunächst hieß es, aus Sicht der Besucher sei es eine gute Entscheidung gewesen – der Festumzug etwa war länger als sonst. Die Abendveranstaltungen waren laut GZ-Berichten von damals aber nur mäßig besucht.
2013 folgte das Novum in der 165-jährigen Geschichte der Schützengesellschaft: Aus finanziellen Gründen gab es nur ein reines Schützenfest im Juni „ohne Volksvergnügen“. Inzwischen sind die Okeraner mit ihrem Oktoberfest im Zelt – das nächste Mal schon am 21. September – beim Feiern bestens unterwegs und beim Publikum gefragt.
Deshalb wird jetzt das Schützenhaus rückabgewickelt: Die ersten Kontakte zur Verwaltung habe es noch unter dem früheren Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk (CDU) gegeben, sagt Ihde. Jetzt soll der Übergabeprozess endlich über die Bühne gehen.
Bei dem Haus am Kästeweg handelt es sich um ein 1957 errichtetes Gebäude, das aus dem Restbestand der ehemaligen Stadthalle Oker stammt. Im Erdgeschoss sind noch die alten Toiletten und Garderobenräume zu finden, die nur einmal im Jahr beim Schützenfest genutzt wurden. Im Obergeschoss ist die Hausmeisterwohnung untergebracht, die zur Zeit der Übernahme leer stand.
Einstimmiger Beschluss
Laut Kaufvertrag dürfen die Okeraner Schützen das Haus nicht veräußern. Und wie vertraglich festgehalten kann es jetzt rückübertragen werden, weil es nicht mehr vom Verein genutzt wird, wie es in einer Mitteilung der Stadtverwaltung heißt. Der Goslarer Rat hatte auf seiner Sitzung am 12. Oktober 1999 einstimmig für den Verkauf des rund 500 Quadratmeter großen Grundstücks für einen Symbolpreis votiert. Schon damals hieß es in der noch vom früheren Oberstadtdirektor Georg Michael Primus unterzeichneten Verwaltungsvorlage, das Gebäude befinde sich in einem schlechten Zustand. Investitionen seien dringend erforderlich. Um das Gebäude wie gewohnt zu nutzen, müsse für 110.000 DM renoviert werden. Für den Einbau einer Wohnung im Erdgeschoss waren 292.000 DM aufgerufen, für einen Abriss 47.000 DM. Aufgrund der Kostenaufstellung sei klar, dass nur ein Abbruch oder ein Verkauf in Betracht kämen – und für Letztes nur die Schützen als Käufer, wenn man das Fest nicht gefährden wolle. Sie wollten das Gebäude sanieren und für Jugend- und sonstige Vereinsarbeit nutzen. Was die Stadt wohl nach der Rückgabe mit dem Haus macht?
siehe auch: Der richtige Text zum falschen Schützenhaus
Quelle: Goslarsche Zeitung (goslarsche.de)